Fürst Pücklers Gartenreich

UNESCO-Welterbe Muskauer Park - Park Muzakowski

Pueckler Park Muskau08      Bonvivant und vielgeliebter Frauenfreund war er, zum Dandy stilisierte und als Gartenkünstler verewigte er sich, der Held dieser Kleinod-Geschichte. Sie beginnt diesmal viel später als sonst im Mittelalter der Burgen oder Schlösser Sachsens. Die Grafen von Pückler waren als Erben der Reichsgrafenfamilie Callenberg zur Standesherrschaft über die Region Muskau, der größten in östlicher Oberlausitz, gekommen. Der Spross in zweiter Generation, Hermann Graf von Pückler (1785-1871), später unter den Preußen in den Fürstenstand erhoben, hatte einen ehrgeizigen Plan mit dem er sich am 1. Mai 1815 an die Bevölkerung wandte. Das karge Muskau an der Neiße wolle er in einen Landschaftspark verwandeln, in seinen Worten „die Stadt durch einen herrlichen und großen Garten verschönern“. Die Proklamation gilt als Geburtsstunde und -Urkunde für den Muskauer Park. Seit 2004 sind Park, Schloss und gesamtes Ensemble wie auch der Ort Muskau eine UNESCO-Welterbe Stätte – die östlichste Deutschlands und binational mit dem einbezogenen Teil des Parkes jenseits der Neiße auf polnischem Staatsgebiet.

Der Gartenkünstler
      1812 bereiste Pückler das erste Mal England, wo angesichts der dortigen Parks sich seine Neigung zum ‚Gärtnern‘ entwickelte und er sich zum „Gartenkünstler“ berufen fand. Nach intensiven Studien in England und der Bestellung zum Obergärtner von Jacob Heinrich Rheder begann er sogleich nach der Proklamation das Umkrempeln nahezu eines ganzen Landstriches. Grundstücke wurden erworben zur Schaffung eines geschlossenen Parkareals, ein Dorf wurde umgesiedelt. Besonders kostspielig war riesige Mengen Mutterboden aus weiter entfernten Gegenden auf Ochsenkarren heranschaffen zu lassen, da der sandige Untergrund für den geplanten Bewuchs ungeeignet war. Darüber hinaus gelang beim Parkbau erstmals, ausgewachsene Bäume, bis hin zur Größe einer 40 Jahre alten Blutbuche, zu verpflanzen. Pückler ließ sie auf einem speziellen Fuhrwerk heranfahren und den Boden am neuen Standort „baumgerecht“ präparieren. Ihm gelang, sein berühmt gewordenes Konzept der „Blickachsen“ schon bei der Anlage der Parks zu verwirklichen – und zu Lebenszeit die beabsichtigten Wirkungen sich entfalten zu sehen. Mit seiner Weiterentwicklung des „englischen Landschaftparks“ im Park von Muskau und seinem weiteren, ab 1845 geschaffenen Park Branitz, steht Pückler als landschaftskünstlerisches Genie auf der Höhe von Lenné und Skell. Beide Parks zählen zu den Höhepunkten der Landschaftsgestaltung im 19ten Jahrhundert.

     Stets knapp bei Kasse und überschuldet heiratete der Graf 1817 Lucie von Hardenberg (1776-1854), die als Tochter des preußischen Staatskanzlers Vermögen und Beziehungen für das Gartenabenteuer einbrachte. Bald schon kam es zur Scheidung von der neun Jahre älteren Lucie – pro forma, die Ehepartner blieben lebenslang innig-freundschaftlich verbunden – um dem dann schon Fürsten eine weitere veritable Verheiratung möglichst in England zu ermöglichen, die weitere Mittel in das Unternehmen Park schwemmen sollte. Geld kam auf andere Weise, seine Reiseberichte – England, Europa, Orient – wurden ein literarischer und finanzieller Erfolg und formten ihn zum gerühmten Autor mit Bestsellerrang über Reisebriefe hinaus. Bei immer länger währender fürstlichen Abwesenheiten trieben Lucie und Parkinspektor Rheder die praktischen Arbeiten voran, wie es die Finanzmittel zuließen.

Dauerausstellung im Schloss
     Mit seinen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ verfasste Pückler das schönste und am meisten zitierte Buch der Gartenliteratur. Seine gärtnerischen Visionen für Muskau „erfährt“ man mit einer automatischen Kutsche in der Dauerausstellung im Neuen Schloss: »Pückler! Pückler? Einfach nicht zu fassen!« führt in origineller Gestaltung mit Installationen, Filmen, Hörstationen, einem rekonstruierten Pücklerschen Raum, durch Vita und Gartenkunstwerk des schillernden Fürsten.

      Draußen aber eröffnen sich dem Besucher die Sichtachsen nach Pücklerschem Konzept. Eine mit weitestem Blick in den Park über die von Schinkel entworfene gewaltige Schlossrampe, andere auf das Schloss über den spiegelnden Lucie-See. Ein Muss für Besucher ist neben dem Gebiet ums Schloss der Blick von Mausoleumsterrasse und Pückler-Stein auf polnischer Seite.

      Die Schlossanlagen des Parks umfassen einen Komplex mehrerer Gebäude verteilt übers Areal: „Altes" Schloss, Kavaliershaus, Marstall mit Schlossvorwerk und Orangerie mit gärtnerischen Betriebseinrichtungen. Als Zentrum aber der Muskauer Landschaftsparkanlage das „Neue Schloss“. Ein dreiflügeliger Neorenaissancebau der sich zum Park nach Osten öffnet mit zwei unterschiedlich hohen Rundtürmen am Eck.

Abgebrannt - ungewisses Schicksal
      In den letzten Kriegstagen 1945 ging die Front durch Muskau. Um die Neiße wurde gekämpft, der Park verwüstet, das Schloss nach Plünderung – durch Sowjetsoldaten und Deutsche – am 30. Juli niedergebrannt. Die Lausitzer Neiße war nach dem Potsdamer Abkommen zur Grenze nach Polen geworden, der Park geteilt. Zu DDR-Zeit begannen Aufräumarbeiten im Park, die Rekonstruktion des Alten Schlosses mit Ausrichtung der Schlossanlagen für Erholungs- und Heileinrichtungen. Der Park wurde von Natur- in Denkmalschutz übergeführt, in Polen blieb er unter Naturschutz, die Landschaft wuchs dort zu.
Wiederauf und Welterbe

      Nach der politischen Wende und Abwehr von Restitutionsforderungen besann sich der junge Freistaat das gesamtstaatlich-kulturhistorisch bedeutsame Ensemble des Muskauer Parks nach historischem Vorbild wiederherzustellen und mit der Republik Polen eine partnerschaftliche Verwaltung dieses Denkmals der Gartenkunst zu erreichen. Die Immobilie wurde in die 1993 gegründete unselbstständige Stiftung »Fürst-Pückler-Park Bad Muskau« eingebracht und diese mit dem Betrieb des Parks beauftragt. Knapp 60 Mitarbeiter sind dafür zugange. Der Jahresetat beläuft sich auf etwa 4,5 Millionen mit maßgeblicher institutioneller Förderung vom Bund und Eigenerwirtschaftung von 15 Prozent. Die Besucherzahlen haben sich nach der Welterbe-Adelung auf 350 bis 370 Tausend im Jahr eingependelt.

Rekonstruktion abgeschlossen
      Nach Notsicherungen 1995 startete der Wiederaufbau auch des Neuen Schlosses. In letzter Bauetappe ist er mit der Fertigstellung des Festsaalflügels und zugehöriger Außenanlagen seit 2014 vollendet. Sachsen, per Maßnahmenträger Sächsisches Immobilien- und Baumanagement SIB, investierte gemeinsam mit dem Bund in das Schloss 25 Millionen Euro; Gesamt in die Erhaltung, Sanierung und Wiederherstellung baulicher Anlagen des Parks 55 Millionen Euro. 2010 war die Neiße übers Ufer getreten, überschwemmte die Ebenen des Parks. Für Schadenbeseitigung und Hochwasserschutzbauten wurden danach 7,5 Millionen Euro ausgegeben, die auch einiges an Wiederaufbau wie der Englischen Brücke ermöglichten. (8.5.2015 Bäu)

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      Zurück zum Helden der Geschichte. Der war damals so liquide nicht wie der Freistaat heute. 1845 musste er, finanziell ganz klamm, sein Muskau verkaufen. Er zog sich auf den Familienstammsitz Schloss Branitz zurück - und schuf dort  in seinen letzten Lebensjahren einen zweiten Landschaftspark, gleich so berühmt wie Muskau und besuchenswert. (8.5.2015 Bäu)

Nachgetragen an Dresden Park-Pillnitz Adresse: Fürst Pückler hielt seinen Park für alle Besucher offen und er hat nachgelassen, dass das immer so bleibe! Eintritt für den Park verlangt die Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau auch heute nicht.

Pueckler Park Muskau17Sonderausstellungen im Jahr des 200sten Park-Bestehens:
"Sächsische Landschaften von Johan Alexander Thiele" - "Krajobrazy Saskie Thielego,
Ausstellung im Neuen Schloss

Johann Alexander Thiele (1685-1752) machte sich in der ersten Häfte des 18. Jahrhunderts als Prospektmaler thüringischer und sächsischer Landschaften einen Namen. Eine Auswahl von zwölf großformatig weiten Landschaftspanoramenen aus der Sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden präsentiert Muskau in der Galerie des Neuen Schlosses bis 16.8.2015

Anschließend Armin-Mueller-Stahl "Menschenbilder" 28. bis 31.10.2015

www.muskauer-park.de

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